Im Internet werden häufig E-Books mit Reseller oder Master Reseller Rechten angeboten. Ist das sinnvoll?
Wenn jemand ein E-Book schreibt, dann gibt es für dieses E-Book einen unbekannten begrenzten potentiellen Kundenstamm. Der Autor kann sich entweder selbst darum bemühen, das E-Book zu vermarkten, oder er sucht nach einem oder mehreren Affiliaten, die das E-Book für ihn vermarkten. Im Erfolgsfalle bekommen sie einen Teil des Kaufpreises, beispielsweise 50%.
Weil die potentielle Käuferzahl begrenzt ist, kommen einige Leute auf die Idee, daß man den Kundenstamm auf Verkäufer des E-Books ausweiten kann. Man verkauft ihnen das E-Book und gibt ihnen Reseller Rechte. Sie dürfen das E-Book weiterverkaufen.
Jetzt gibt es ein Problem. Wenn man das E-Book mit Reseller Rechten verkauft, dann bekommt der Autor keine Einnahmen von den Kunden des Käufers mit Reseller Rechten. Er verliert an ihn einen Teil des potentiellen Kundenstamms.
Das kann natürlich den Autor dazu verführen, daß er dem E-Book erst dann die Reseller Rechte gibt, wenn er der Meinung ist, daß er nicht mehr genügend Käufer findet.
Eine Steigerung dieses Phänomens ist die Vergabe von Master Reseller Rechten. In diesem Fall darf der Verkäufer sich selbst als Autor präsentieren und das E-Book sogar verändern. Deshalb sind E-Books mit Master Reseller Rechten normalerweise teurer als E-Books mit Reseller Rechten.
Obwohl durch den Verkauf von E-Books mit Reseller Rechten keine großen Gewinne zu erwarten sind, gibt es trotzdem einige Internet-Marketer, die damit sehr erfolgreich sind. Das klappt vor allem bei E-Books mit Master Reseller Rechten. Dort werden die E-Books so weit verändert, daß sie für einen neuen Kundenstamm interessant werden. Man kann zum Beispiel das E-Book vorlesen, damit sich die Leute das E-Book auf einen MP3-Player runterladen können um es unterwegs im Auto, im Bus oder in der Bahn anhören zu können. Man kann das E-Book auch in andere Sprachen übersetzen. Vielleicht kann man auch ein Video davon machen.
Durch solche Maßnahmen entsteht dann praktisch eine legale Fälschung. Doch was ist besser? Die Fälschung oder das Original?
Fälschung in der Kunst
Es gibt einige berühmte Maler, die Meisterwerke geschaffen haben. Sind diese Meisterwerke wirklich so toll? Sie sind wertvoll, weil sie selten sind. Es gibt Sammler, die riesige Summen dafür zahlen würden, aber nur, wenn die Unterschrift echt ist.
Das zeigt eigentlich, daß die Bilder selbst uninteressant werden. Man könnte alle Meisterwerke so perfekt wie möglich kopieren. Man läßt nur die Unterschrift weg. Dann sollten Sie sich die Frage stellen. Möchten Sie ein solches Bild in der Wohnung hängen haben? Wenn ja, dann finden Sie das Bild toll. Wenn nein, dann gefällt es Ihnen nicht gut genug.
Das Original ist nicht deshalb besser, weil es teurer ist. Es gibt heutzutage so viele hervorragende technische Möglichkeiten, Bilder zu erzeugen, daß ich persönlich die Fälschungen, die man mit heutiger Technik hergestellt könnte, den Originalen vorziehen würde. Dabei geht es nicht nur um das Abmalen alter Meisterwerke, sondern auch um die Schaffung neuer Kunstwerke.
Lernen durch Nachahmung
Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, daß Lernen nichts anderes als Fälschen ist? Als Kinder ahmen wir das Verhalten der Erwachsenen nach. Dadurch sind wir in der Lage, sprechen zu lernen. In der Schule bringt man uns die Erkenntnisse, die andere in der Vergangenheit erforscht haben, bei. Können Sie sich an jeden Autor erinnern, der irgendein Schulbuch geschrieben hat, damit Sie bei einem E-Book, welches von Ihnen geschrieben wird, immer korrekt zitieren können?
Als ich in der Berufsfachschule war, hat die Lehrerin im Fach Technologie einmal über meine Fähigkeiten geschwärmt. Sie meinte, daß ich in einer Klassenarbeit beinahe wortwörtlich eine Maschinenbeschreibung aus dem Schulbuch zitiert habe. Dabei habe ich das Schulbuch nie gelesen.
Obwohl es immer die Hausaufgabe gab, die Kapitel für den neuen Stoff schon mal durchzulesen, habe ich das nie getan. Aber die Lehrerin war bei der Vorstellung der Maschinen nach dem Vorbild des Buches vorgegangen. Das war für mich die Vorlage für die Klassenarbeit.
Das Lernen durch nachahmen funktioniert sehr gut, hat aber auch seine Schwächen. Eine Maßnahme, die einmal funktioniert hat, wird sehr gerne wiederholt, selbst dann, wenn es viel bessere Möglichkeiten gäbe.
Im Deutsch-Unterricht kann man das sehr deutlich erkennen. Da bringt man den Leuten immer noch Shakespeare bei. Das war ein Schriftsteller aus der Vergangenheit. In Büchereien gibt es Regale voller Bücher nur für Interpretationen über die Stücke von Shakespeare. War er so genial?
In seiner Zeit auf jeden Fall. Inzwischen hat sich die Technik des Schreibens verändert. Es hat sich sogar die Sprache verändert. Alle lebenden Sprachen verändern sich im Laufe der Zeit. Selbst das Denken und die Probleme der Menschen haben sich verändert. Trotzdem können die Lehrer die Tradition nicht loslassen. Zumindest konnten sie das in meiner Schulzeit nicht.
Auch im Rechnen ist erkennbar, daß die Strategie ziemlich dürftig ist. Vor einigen Jahren kam zu Ostern eine Cousine von mir mit ihrer Tochter zu Besuch, die gerade in der 1. Klasse war. Dabei fiel mir auf, daß sie bisher nur von 1 bis 20 addieren und subtrahieren konnte und dabei mit der Fingern rechnete.
Das ist total ungeschickt. Zuerst bringt man den Kindern das Rechnen mit den Fingern bei, dann müssen sie das Rechnen mit den Fingern wieder verlernen, denn sie sollen die Rechenregeln nach Adam Riese lernen, die viel effektiver sind. Adam Riese hat das Rechnen mit Ziffern erfunden. Wenn man den Kindern etwas beibringt, was sie wieder verlernen müssen, dann ist es kein Wunder, wenn Kinder Schwierigkeiten mit dem Lernen bekommen.
Die Schwächen der Kopie
Durch unsere Kindheit sind wir daran gewöhnt, uns immer wieder bekanntes Wissen anzueignen. Also Wissen zu kopieren. Deshalb schauen sich viele Menschen um. Was machen denn die anderen?
Als die Arbeitslosigkeit in Deutschland immer größer wurde, haben die Politiker nicht nach Ursachen gesucht, sondern nachgesehen, welche Strategien in anderen Ländern durchgeführt wurden. Hat ihnen die Maßnahme gefallen, dann haben sie sie kopiert. Sie wurde leicht verändert. Man wollte die Maßnahme ja verbessern. So entstanden die Personal Service Agenturen. Die Leiharbeit wurde eingeführt, um den Langzeitarbeitslosen einen leichteren Wiedereintritt ins Berufsleben zu ermöglichen.
Während es in dem anderen Land so war, daß die Kosten für Leiharbeiter größer waren als die Kosten für fest angestellte Mitarbeiter, wollte man die Effektivität in Deutschland erhöhen. Das hat dazu geführt, daß die Leiharbeiter schlechter bezahlt wurden, als die fest angestellten Mitarbeiter. Einige Unternehmen haben dann Leiharbeiterfirmen gegründet um ihre Angestellten zu entlassen und über die Leiharbeitsfirma wieder neu einzustellen. Natürlich mit einem geringeren Lohn.
Warum ist das schief gegangen?
Wer sich die Mühe macht, neue Konzepte zu erfinden, betritt immer Neuland. Man muß alles Mögliche abwägen. Vielleicht ist es nicht einer, der das macht, sondern eine ganze Gruppe. Man muß alles Mögliche herausfinden. Man überlegt sich alternative Konzepte. Man denkt darüber nach: Wie sieht die Situation jetzt aus und was will ich erreichen. Und dann entscheidet man sich für eine Lösung und die wird dann durchgezogen.
Wenn man seine Arbeit gut macht, dann wird man das Problem lösen. Macht man es schlecht, dann wird man scheitern. Haben die Leute ihre Arbeit gut gemacht, dann werden sie zu Vorbildern für andere. Für die, die ihnen alles nachmachen.
Wer die anderen kopiert, spart sich nicht nur viel Arbeit, der kennt auch nicht die Probleme, mit denen sich die Erfinder auseinandersetzen mußten. Sie haben nur eingeschränktes Wissen und geraten dann sehr leicht in eine Denkfalle. Die kann ihnen dann den ganzen Plan vermasseln.
Außerdem, wer abguckt ist immer der ewige 2. Vor einigen Tagen wurde in Deutschland im Internet ein neues Produkt angeboten. Ein Internetmarketer ist extra nach Amerika gefahren, um von den erfolgreichsten Marketern die besten Strategien zu erlernen, denn Amerika ist Deutschland um 3 bis 5 Jahre voraus.
Ich kann ja erst kopieren, wenn sich die neue Strategie durchgesetzt hat. Dafür braucht es eine gewisse Zeit. Wenn man sich nur daran gewöhnt, bei anderen abzuschreiben, dann hinkt man den anderen immer hinterher.
Das Fundament des Fortschritts
Man kann nur dann an die Spitze kommen, wenn man anfängt selber zu denken. Wenn man sich fragt: Was vermisse ich? Was hätte ich gern? Was kann ich tun, um die Probleme zu lösen?
Alles das, was man im Laufe der Zeit gelernt hat, – also das kopieren des Wissens, – kann man jetzt nutzen, um selber kreativ zu werden. Wenn man das gut genug gelernt hat, dann entstehen neue Originale.
Mir ist aufgefallen, daß es im Internet einige Leute gibt, die den anderen etwas beibringen wollen. Ich bin nicht immer davon überzeugt, daß sie darin wirklich gut sind, da sie häufig nur von ihren eigenen Erfahrungen berichten, die ihr Schicksal verändert haben.
Ihnen wurde so viel Falsches berichtet. Sie sind so viele Irrwege gegangen, bis sie irgendwann nachdenken mußten. Sie haben sich neue Strategien überlegen müssen, die für ihre Situation besonders geeignet war. Und dann haben sie es plötzlich geschafft. Sie wurden erfolgreich.
Ich habe bei vielen dieser Lehrer den Eindruck, daß sie den zukünftigen Marketern das Leben nur vereinfachen wollen, aber nicht deren Geist trainieren, nicht ihre Kreativität herausfordern. Sie bringen ihnen die Techniken bei, die sie sich selbst erschaffen haben.
Wer nur kopiert, wird immer wieder in die Fallen hineintappen, die das Leben bereit hält. Ihm fehlt das Training, um aus Fehlern zu lernen. Ich kenne dazu einen sehr guten Spruch. Ich weiß nur nicht, wo der herkommt:
„Wer nicht bereit ist, aus seinen Fehlern zu lernen, der ist dazu verflucht, sie ständig zu wiederholen.“
Herzliche Grüße von Bernhard Deutsch
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