In einigen Aktiengesellschaften, werden die Manager nicht vollständig bezahlt. Ein Teil ihres Einkommens besteht aus Aktienanteilen. Mit dieser Maßnahme will man die Manager motivieren, bessere Leistungen zu erbringen. Je höher der Aktienkurs, desto größer das Vermögen der Aktionäre. Dadurch ist dann der Manager immer daran interessiert, im Interesse des Unternehmens gute Arbeit zu leisten.
Zur Absicherung der Manager werden darüber hinaus häufig enorme Abfindungen für den Fall einer Kündigung gewährt.
In diesem Artikel will ich untersuchen, ob diese Maßnahmen wirklich eine gute Idee sind. Es hat schließlich schon einige Manager gegeben, die große Unternehmen an die Konkurrenz verkauft haben. Die Aktionäre haben dabei immer gute Gewinne erzielt. Die Aktionäre, aber nicht die Arbeiter.
Aktienanteile sind kein Geld
Aktienanteile haben einen großen Nachteil. Sie sind kein Geld, sondern eine Ware. Der Wert der Aktien wird immer nach dem Kaufpreis auf dem Aktienmarkt festgelegt. Hier gilt dann das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Je mehr Aktien von den Leuten gekauft werden wollen, desto größer wird der Preis und je weniger Aktien von den Leuten gekauft werden wollen, desto geringer wird der Preis. Je mehr Aktien zum Verkauf angeboten werden, desto geringer wird der Preis und je weniger Aktien zum Verkauf angeboten werden, desto höher wird der Preis.
Aus diesem Grund hat die Aktie keinen festen Wert. Man kann mit einer Aktie auch nicht einkaufen gehen. Also kann man mit den Aktien nichts bezahlen.
Wenn ein Manager sein Einkommen durch Konsum verbrauchen will, dann muß er seine Aktien verkaufen. Wenn er aber jeden Monat seine Aktienanteile verkauft, dann wird der Markt mit immer mehr Aktien überschwemmt. Dieses zusätzliche Angebot an Aktien führt aber nicht dazu, daß die Nachfrage an Aktien ansteigt. Also wird die Aktie von Monat zu Monat weniger Wert. Je geringer der Wert der Aktie ist, desto geringer wird dann auch die Nachfrage an der Aktie. Das verstärkt den Kursabsturz so lange, bis der Preis so niedrig ist, daß einige Spekulanten der Meinung sind, daß der Markt bald wieder größer wird. Sie versuchen dann den Markt billig aufzukaufen um die Aktien dann wieder teuer verkaufen zu können.
Weil der Manager aber weiterhin jeden Monat seine Aktienanteile verkauft, werden die Gewinne viel kleiner als die Verluste. Die Spekulanten werden auch langfristig eher verlieren als gewinnen.
Für den Manager ist es daher keine kluge Idee, wenn er jeden Monat den Teil seines Lohnes verkauft, der in Aktien angelegt wurde. Das bedeutet für den Manager, daß ihm ein Teil seines Lohnes vorenthalten wird, da er damit nichts anfangen kann.
Die langfristige Strategie
Wenn der Manager seinen Lohn haben will, dann kann er die Aktien nicht monatlich verkaufen. Er muß sie ansammeln, um sie dann plötzlich auf einen Rutsch zu verkaufen. Natürlich bei einem möglichst hohen Wert, denn je höher der Wert der Aktie, desto größer ist sein Gewinn. Also muß er erst mal im Sinne der Firma möglichst gute Arbeit leisten, damit die Aktienkurse in die Höhe steigen.
Und dann, wenn die Aktienkurse einen möglichst hohen Wert haben, werden alle Aktien auf einen Schlag verkauft. Jetzt haben sich die Aktien von vielen Monaten, vielleicht sogar Jahren zusammengesammelt. Der Markt wird also plötzlich mit vielen Aktien überschwemmt. Die Aktionäre können in Panik versetzt werden, so daß danach ein Absturz des Aktienkurses droht. Vor allem deshalb, weil viele Aktionäre ebenfalls verkaufen wollen, solange der Aktienkurs noch oben ist. Weil der Aktienkurs fällt, nimmt dadurch gleichzeitig die Nachfrage ab.
Die Gewinne für den Manager sind zwar höher als beim monatlichen Verkauf, da er der erste ist, der die Aktien auf den Markt wirft, aber anschließend sind die Aktien nicht mehr viel wert.
Um dieses Szenario zu verhindern, wurde eine Sperrfrist für den Verkauf der Aktien eingerichtet. Der Manager darf diese Aktien erst nach einer gewissen Zeit verkaufen, damit er nicht nur kurzfristig sondern langfristig hohe Kurswerte anstrebt. Er kann also nie alle Aktien auf den Markt werfen, um an seinen Lohn zu kommen.
Gute Miene zum bösen Spiel
Welche Chancen hat der Manager an seinen Lohn zu kommen? Er kann seine Arbeit so gut machen, daß sich die Konkurrenz derartig bedroht fühlt, daß sie die Firma, für die er arbeitet, aufkaufen will. Dazu müssen die Aktien der Aktionäre aufgekauft werden. Alle Aktien, auch die des Managers in der Sperrfrist. Das ist dann der Zeitpunkt, an dem alle Aktionäre einen großen Gewinn machen. Den höchst möglichen Gewinn.
Das ist für den Manager die lukrativste Methode, um an sein Geld zu kommen. So etwas wird natürlich nicht sehr häufig vorkommen. Aber wenn ein solches Angebot gemacht wird, was soll den Manager dann davon abhalten, diesen Deal zu machen?
Gerade weil die Methode so lukrativ ist, wird der Manager so lange gute Arbeit leisten, bis er die Firma verrät.
Die Zukunft der Firma
Wenn ein Manager so handelt, wie sieht dann die Zukunft der Firma aus? Ihre Konkurrenz hat einen Konkurrenten weniger. Sie mußte dafür aber einen hohen Preis bezahlen. Sie kann dadurch so überfordert werden, daß sie beide Firmen nicht mehr gleichzeitig leiten kann. Dann wird eine Firma zugemacht. Wenn nicht, dann werden vielleicht einige Leute entlassen, um Kosten zu sparen. Die aufgekaufte Firma hat dabei die schlechteren Karten. Wenn sie aufgegeben wird, dann wird die andere Firma mehr Gewinne machen, da ein großer Konkurrent von der Bildfläche verschwunden ist.
Gibt es eine Notbremse?
Das von mir beschriebene Scenario schwebt wie ein Damoklesschwert über den Köpfen aller Manager von Aktiengesellschaften. Sie müssen nicht so handeln, aber sie könnten so handeln. Stellen Sie sich vor, jemand macht im Namen einer konkurrierenden Firma einem Manager ein solches Angebot, um seine Seriösität zu testen. Dann hätte man einen Verräter entlarvt, bevor er die Firma verraten könnte.
Was soll man jetzt machen? Man kann ihn nicht einfach entlassen, da man dann sehr hohe Abfindungen zahlen muß. Das Problem haben wir schon bei der Bankenkrise mitgekriegt. Viele Manager taugen nichts, aber wenn man sie entläßt müssen hohe Abfindungen gezahlt werden.
Einige Aktienunternehmen haben sich vertraglich so abhängig von ihren Managern gemacht, daß sie gegen verräterische oder unfähige Manager nichts mehr ausrichten können. Die Abfindungen sind teilweise so groß, daß es sich für den Manager lohnen würde, von vorneherein so schlechte Arbeit zu leisten, daß er möglichst früh entlassen wird. Wenn er dann schnell wieder einen Managerposten bekommt, wird er quasi doppelt bezahlt. Von der neuen Firma und von der Abfindung der alten Firma.
Wer weiß, ob es nicht einige Manager gibt, die sich dieses Ziel gesetzt haben.
Die Manager von Morgen
Diese Maßnahmen, diese Strategien, sind nur bei Aktiengesellschaften möglich. Wer profitiert am meisten von den Strategien der Manager?
Wenn der Manager die Firma verscherbelt, dann sind es die Aktionäre, denn ihre Aktien werden ebenfalls teuer aufgekauft. Wenn die Aktionäre auch noch darüber entscheiden, welcher Manager eine Firma leiten soll, dann ist ein solcher Verrat an dem Unternehmen immer ein gutes Aushängeschild für den Manager. Er wird wahrscheinlich schnell wieder eine Firma finden, die er kaputt machen kann.
Wenn die Aktionäre clever sind, dann werden sie die Manager, die schlechte Arbeit leisten, nicht einstellen wollen. Es sei denn, Manager sind Mangelware. Dann muß man sich wohl oder übel mit dem abgeben, was einem zur Verfügung steht. Die Manager suchen sich dann aus, für welche Firma sie arbeiten wollen. Die Firma, die das beste Angebot macht, für die arbeitet dann der Manager. Auf die Art und Weise kommen dann wieder Verträge zustande, in denen ein Teil des Lohnes in Aktien ausgezahlt wird, denn so kann man sich einen Teil des Managergehalts ersparen. Da man den Manager sowieso nicht feuern will, ist es leicht, mit hohen Abfindungen protzen.
Dadurch entsteht ein Teufelskreis, der immer wieder die gleichen Probleme hervorruft.
Folgen für das Wirtschaftssystem
Für das Wirtschaftssystem ist das nicht gut, denn jedes Unternehmen welches unter geht, führt zu einem Anwachsen der Arbeitslosigkeit. Die ausgezahlten Gelder für die Aktien bei der feindlichen Übernahme füllen den Kapitalmarkt auf und schwächen das Vermögen des Unternehmens, welches die Firma aufgekauft hat. Vielleicht mußte es sogar einen Kredit aufnehmen. Dann kommen in der Zukunft noch teure Zinsen hinzu. Dieser Kredit erhöht zwar die Geldmenge, aber nicht die Geldmenge des Geldkreislaufs, sondern des Kapitalmarkts. Der Kredit kann nur zurückgezahlt werden aus den Gewinnen des Unternehmens. Dann wird das Geld aus dem Geldkreislauf entfernt. Die feindliche Übernahme kann sehr leicht dazu führen, daß in den nächsten Jahren an den Löhnen und Gehältern gespart werden muß. Das kann dann zu Einbußen im Konsumverhalten führen.
Wenn das einem Unternehmen passiert, dann ist dieser Effekt nicht sehr groß. Wenn es mehreren Großunternehmen passiert, kann das anders aussehen. Wenn plötzlich 6000 Arbeitnehmer arbeitslos werden, dann ist das bei einer Arbeitslosigkeit von 1000000 erst mal wenig. Nur 0,6%. Das fällt da kaum auf. Sind aber 20 Unternehmen davon betroffen, dann hat man schon 120000. Das sind 12%. Und dann wird das zu einem ernsthaften Problem.
Ein Großunternehmen mit 1000 Arbeitern zählt genau so viel wie 100 Kleinunternehmen mit 10 Arbeitern. Das wird sehr leicht vergessen, wenn immer wieder darauf hingewiesen wird, daß diese Exzesse der Manager nur seltene Ausnahmen sind. Die meisten Unternehmen machen keine Probleme.
Herzliche Grüße von Bernhard Deutsch
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